Kay Findeisen – der Künstler

Das Eisen ist heiß – eine Betrachtung

Kay Findeisen arbeitet als Architekt in Berlin. Dieser Beruf erfordert Planung und Präzision von Beginn bis zum Ende eines Projekts. Er bedarf des Willens und der Freude am Gestalten und Mitgestalten unserer unmittelbaren Umwelt. Der messbaren Welt…

Begibt man sich auf die Reise durch das künstlerische Werk des Kay Findeisen, so wird man Augenzeuge im wahrsten Sinne des Wortes. Hier stellt sich jemand seinem Drang nach Ausdruck. Ein Ausdruck, der sich manifestieren möchte außerhalb der gewohnten (Arbeits-) Welt und ganz offensichtlich auf eher kontemplativer Ebene. Ein Ab- und Eintauchen in innere Gefilde, ein Beschauen des Ist-Zustandes abseits der Ratio, Abschalten, Bewusstwerdung, Vertiefung, ein Zulassen oder auch Loslassen, eine Art von LASSEN aber in jedem Fall. Vielleicht wäre RAUS-lassen am treffendsten. Egal, was ist.

Die Wahl der Materialien und Techniken sind vielfältig und künden von Experimentierfreude bei immer unterschiedlichen Kombinationen. So findet man Leinwand, Papier und Karton als bildtragende Basis, um mit den unterschiedlichen farbgebenden Medien wie Acryl, Kohle, Kreide, Öl und Stifte die Wirkung ihrer Kombinationsmöglichkeiten zu erforschen. Zu spüren ist der Genuss am Schaffensprozess, das Sich-treiben-lassen, die Sinnlichkeit und der Genuss der Materialien und die Neugier auf das Ergebnis nach dem Zusammenfließen von Gedanken und Emotionen unter Verwendung ausgewählter Medien.

Der Ist-Zustand entscheidet über die Wahl, Emotionen treten zutage, suchen sich ihren Raum und ihre Farben. Sie manifestieren sich oft in Reihungen, mehrteilig, fragmenthaft, ahnend, durchscheinend. Verschiebungen eines Motivs auf mehreren Werken lassen die Suche nach dem rechten Blickwinkel erahnen, eine Suche nach dem rechten Ort oder Platz. Andere Arbeiten sind eher statisch und konstruiert, zeugen von Festigkeit oder suchen diese wie einen Halt im Leben. Auch streng geometrische Anordnungen von Elementen sind in Kay Findeisens Werken zu sehen, die Entschiedenheit der Farben steht hier für die Kraft. Gleichermaßen erzählt die Wahl des Bildträgers über die Festigkeit der (emotionalen) Basis, von der aus sich der Künstler gerade ausdrückt.

Diesen Prozess könnte man als gestalterisches Nachdenken oder künstlerische Meditation bezeichnen, während sich unter Anwendung künstlerischer Fähigkeiten eine bildhafte Entsprechung im Außen materialisiert. Das ist zutiefst schöpferisch und schult nicht nur die eigene Wahrnehmung, sondern fördert das Wachstum und Verstehen des Selbst. Das Sich-ausprobieren und Experimentieren sowie der empfundene Genuss dabei, spornen die Weiterentwicklung der künstlerischen Fähigkeiten an. Im Laufe der weiteren künstlerischen Auseinandersetzung werden sich Materialvorlieben weiter vertiefen und sich dem entsprechenden Sujet zuordnen.

Kay Findeisens Sujets sind ebenso vielseitig wie seine Techniken, angefangen vom Stillleben, über Tierportrait und Akt bis hin zum Abstrakten. Die Entscheidung über Sujet und Stilmittel, die genau DAS am deutlichsten sichtbar machen, was der Künstler anstrebt zu erzählen, führt zur künstlerischen Freiheit und Kraft, der sich kein Betrachter entziehen kann. Die Bildwelt des Kay Findeisens ist weit, groß und tief, mal auf die feine Struktur gerichtet – die Zelle als kleinster Baustein alles Großen – und ein anderes Mal das Große und Ganze aus nächster Nähe und direkt betrachtend.

Kay Findeisen, ein Künstler unserer Zeit, der sich zwischen zwei- und dreidimensionaler Wirklichkeit bewegt und auseinandersetzt, ein Künstler auf dem Weg, eine Suche nach Ausdruck und Balance im Innen und Außen. Bereit zum Finden.

Finden.
Find.
Findeisen.

Joachim Gerschler und Nadja Engelbrecht
Berlin im Dezember 2015


Kay Findeisen
Freischaffender Architekt und Maler

1962 geboren in Kiel
1987 – 1989 Architekturstudium in Kiel
1989 – 1991 Vertiefung in Bauerhaltung und Denkmalschutz in Berlin
1991 – 2001 Mitarbeit in mehreren nahmhaften Berliner Architekturbüros
seit 1996 arbeitet und lebt in Berlin-Pankow
seit 2001 Freischaffender Maler mit eigenem Atelier in Berlin-Pankow
2001 Gründung des eigenen Büros APM (Architektur und Projekt-Management) mit Schwerpunkt Architektur, Innenarchitektur und Restaurierung hochwertiger sowie denkmalgeschützter Immobilien
seit 2004 Sachverständiger im Bauwesen, Fachgebiet Schäden an Gebäuden

Kay Findeisen Portrait